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1. Bericht 2011

Spanien-Festland:

Carmen aus Murcia informierte uns Anfang Januar über folgende Begebenheit, die sie alleine finanziell nicht mehr bewältigen konnte: Der kalte Winter hatte Obdachlose bereits früh in ihre Winterunterkünfte getrieben und ihre zehn Hunde hatten sie außerhalb der Stadt bei einem Hundezüchter abgegeben. Der aber meldete sich bei den Tierschützern und kündigte an, dass er nicht bereit sei diese Hunde durchzufüttern und dass er sie in die Tötungsstation bringen wird, sofern die Tierschützer ihm kein Futtergeld geben.

Carmen nahm auch dies auf sich (sie sorgt ohnehin schon für ca. 90 andere Fund- und Abgabetiere), um das Leben dieser Hunde zu retten. Zudem wurden alle Hunde geimpft. Anfang Januar 2011 sanken die Temperaturen fast bis zum Gefrierpunkt und es regnete unaufhörlich. Erst dann rief Carmen bei uns an und bat um Unterstützung, denn die Hunde waren im Freien untergebracht und tagelang eisigem Wind und Regen ausgesetzt. Für knapp 1000,- € haben wir noch in jener Woche Hundehütten anliefern lassen.

Rubio zuvor patschnass…

Rubio zuvor patschnass…

 

…und mit eigener Hundehütte

…und mit eigener Hundehütte

 

Alle Hunde sind inzwischen vermittelt und die Hundehütten mit unserem Einverständnis an andere Tierschützer und deren Schützlinge weitergegeben worden. 

Bei meinem Aufenthalt in Murcia im Mai 2011 war ich wieder einmal über die Masse an bedürftigen Hunden und Katzen entsetzt.

Foto 3 TB 0111

Letztendlich war mein Aufenthalt aber insoweit erfolgreich, als dass ich die Kastration von 18 Katzen in die Wege leiten und aktiv sowie finanziell unterstützen konnte. Auch einem angeschossenen Welpen konnte geholfen werden. Die Schrotkugeln, die in seinem Hinterbein steckten, habe ich chirurgisch entfernen lassen. In ein paar Wochen hat der sechs Monate alte Rüde FREDDY wieder die volle Bewegungsfreiheit und die Chance auf ein schmerzfreies Leben. 

An dieser Stelle möchte ich auch von einer positiven Begegnung berichten: 

Foto 4 TB 0111

Seit mittlerweile zwei Jahren kenne ich den netten Herren JUAN und seine beiden Hunde CHIPPY und DENNY. JUAN ist durch einen Unfall schwer behindert und lebt mehr schlecht als recht von einer kleinen Invalidenrente. Um das wichtigste in seinem Leben – seine beiden Hunde – versorgen zu können, steht er jeden Tag vor einem großen Supermarkt und hofft darauf, die Einkaufswagen zurückfahren zu dürfen, um den jeweiligen (Pfand-)Euro zu erhalten. Mit nur einem Bein ist das für JUAN eine große körperliche Anstrengung! CHIPPY und DENNY sind gesunde, glückliche Hunde, die derweil auf dem Parkplatz „patrouillieren“. Für JUANs Hunde habe ich immer etwas zum Naschen dabei, Futter und Parasitenschutz sowieso und auch Geld für den Hundefriseur, damit sein großer, langhaariger Rüde DENNY (nicht auf dem Foto) gut durch diesen Sommer kommt. 

In Italien waren wir im ersten Halbjahr 2011 insgesamt drei Mal. 

Italienische Tierschutz-Kollegen baten uns ein Hundelager (dieses deutsche Wort wird von den italienischen Tierschützern verwendet um zu verdeutlichen um was es sich handelt…) aufzusuchen in dem sie als unbezahlte Helfer geduldet und aufopfernd tätig sind. Sie erhoffen sich, dass ich über die unfassbaren Zustände und das unermessliche Tierleid in diesem Lager berichte. Dieses Beispiel steht stellvertretend für ca. 1.000 Lager mit mehr als 600.000 Hunden, die es in Italien gibt.

Zugleich baten Sie um finanzielle Unterstützung für die Beschaffung von „richtigem“ Hundefutter und Medikamenten.

Tatsächlich vegetieren hier über 1.000 verwahrloste und halbverhungerte Hunde, verborgen in dunklen Verschlägen.

Streunende Hunde werden in Italien eingefangen (ein Tierschutz-Gesetz von 1991 verbietet deren Tötung) und kommen in Hundelager. Die jeweilige Gemeinde zahlt pro Hund und Tag durchschnittlich 4,-  €. Vermittlungen sind daher „geschäftsschädigend“. Eine kriminelle Spezies hat sich dieser Einnahmequelle rigoros bemächtigt. Subventioniert von der EU!

In manchen Lagern, wie in dem von uns besuchten, wird zusätzlich auch noch gezüchtet. Und auch hier ist alles effektiv organisiert: das reicht vom Alibi-Tierarzt bis zur Abfall-Entsorgung von Gaststätten und Hotels, denn ausschließlich diese Gastronomie-Abfälle, also das was auf den Tellern zurück in die Küche geht (auch Servietten, Kronkorken, Zahnstocher…) wird 2x wöchentlich in diesem Lager als „Futter“ in die Zwinger geworfen.

Und hier gibt es bewundernswerte Tierschützer, die an ihren freien Wochenenden hier umsonst arbeiten „dürfen“. Ihr Arbeitstag beginnt immer mit dem Heraustragen der unter der Woche verendeten Tiere. Einen kleinen Apotheken-Koffer haben die Tierfreunde auch immer dabei damit zumindest Bisswunden und kleinere Geschwüre notdürftig behandelt werden können.

Wir beobachten die Tierschützer, sie sind pausenlos tätig. Der Nutznießer dieses Lagers gestattet ihnen, den Kot der Woche zu entfernen und sie dürfen das mitgebrachte, von ihnen selbst gekaufte Hundefutter verteilen. Er selbst kümmert sich nicht um derartige Nebensächlichkeiten, ihn interessiert nur das Geschäft. Ein Analphabet, der allerdings sehr gut rechnen kann!

So werden wir Zeuge als gerade wieder ein Transporter mit 50 Welpen aus Osteuropa ankommt. Der Alibi-Tierarzt bezeugt schriftlich die Richtigkeit der (gefälschten) Impf- und Transportpapiere. Der Betreiber des Lagers ist unbeeindruckt von unserer Anwesenheit und wird abends die Abrechnung der als Fundtiere deklarierten Hunde für die Gemeindeverwaltung zu Papier bringen.

Sein neuer Alfa steht vor dem Tor.

Sabrina und ihre Tierschutz-Kolleginnen dürfen weiter arbeiten.

Draußen steht ihr altes Fahrrad, gleich neben dem Alfa vom Betreiber des Lagers.

Das Leid dieser Tiere zu mindern ist die selbst gewählte Aufgabe dieser Tierfreunde. Denn in unbeobachteten Momenten ist es ihnen auch immer wieder möglich, Hunde aus diesem Lager zu klauen. Welche dann von einem richtigen Tierarzt behandelt werden müssen, bevor sie vermittelt werden können.

Wir geben Sabrina unser gesamtes Reise-Geld – hoffentlich haben wir auf dem Rückweg keine Autopanne.

Eine Woche nach unserer Rückkehr erreichte mich die Nachricht, dass von den 50 Welpen bereits 35 gestorben sind…

Wiederum eine Woche später lebten noch sieben Welpen. 

Dalia lebt mit ihrer Familie nördlich von Neapel und kümmert sich, zusammen mit Gleichgesinnten, um Straßentiere. Hauptsächlich um deren Kastration. Wir schicken immer    
wieder Futter und Antiparasitika, zuletzt eine Katzenfalle und diese Auto-Box für Hunde, damit sie die eingefangenen, verletzten und traumatisierten, oft verwilderten Tiere sicher in ihrem Auto transportieren kann.
Die Übernahme der Kosten für einen Hunde-Rollstuhl und die chirurgische Entfernung des Tumors einer Katze haben wir Dalia unter Vorbehalt zugesagt.

In der Hoffnung, dass wir dies mittels Ihrer Spenden umsetzen können. Foto 5 TB 0111

Hilfstransport zum Katzenasyl von Stefania bei Mortara

Foto 6 TB 0111

Die Futter- und Sachspendenhilfe, die wir aufgrund unserer Hilfsfahrten sicherstellen, ist für unsere Tierschutz-Kollegen vor Ort eine große Erleichterung und ihre Dankbarkeit ist überwältigend. Der Verein Animal2000 hat uns erneut sein Fahrzeug zur Verfügung gestellt – herzlichen Dank! 

Gran Canaria:

Im März 2011 unterstützten wir auf Gran Canaria unsere Tierschutz-Kollegen Frau Groos und Stefan bei ihren Kastrationsaktionen.
Dabei wurden 21 Katzen unfruchtbar gemacht und im Anschluss wieder an ihren kontrollierten Futterstellen aus-gesetzt.
Denn nur das Kastrieren ist nachhaltig und verhindert weiteres Leid!

Foto 7 TB 0111

Im Zuge unserer Tierschutzarbeit der letzten zwei Jahrzehnte haben wir unzählige Tierschicksale in Erfahrung gebracht und selbst miterlebt. In dieser Zeit haben sich auch zahlreiche Tierschutzorganisationen etabliert und kämpfen täglich für die Tiere. Zudem gehören diverse Spendenaufrufe in den Medien und z.B. in Tätigkeitsberichten wie diesem mittlerweile zum Alltag. Aus diesen Gründen könnte man vermuten, dass es zu merklichen und allgemeinen Verbesserungen gekommen ist?! Mehr als nüchtern ist aber die Tatsache, dass sich die Situation der Tiere, gegensätzlich der Erwartungen, weiterhin verschärft und die Tiere mehr den je auf uns Menschen und unsere finanziellen und anderweitigen Hilfsmöglichkeiten angewiesen sind.

Bitte helfen Sie uns auch weiterhin zu helfen!

München, Juni 2011             

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