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2. Bericht 2008

Wie lokale Zeitungen berichteten sind im ersten Ferienmonat der Spanier (Juli 2008) schon 5.000 ausgesetzte Hunde und Katzen im Raum Cartagena geschätzt worden. Das Leben der meisten Tiere endet in den Perreras (Tötungsstationen), viele werden überfahren und nur ganz wenige kann der meist privat organisierte Tierschutz auffangen. 

Wir besuchten im Juli wiederum das provisorische Auffanglager der MARIAs bei Cartagena um uns ein eigenes Bild der Zustände vor Ort zu machen, um hilfreich mitwirken und informativ berichten zu können. Mit 40 Hunden war die Grenze der Belastbarkeit für Mensch und Tier längst erreicht. Weitere sechs Hunde hatten unsere spanischen Tierschützer-Freunde bei sich zuhause vorläufig untergebracht und für die „Katzenflut“ wurde in einem kleinen, bereits von Ratten und Mäusen bewohnten Lagerraum, eine Unterkunft organisiert. 

Es ist unvorstellbar was die Damen dort leisten – ohne Strom und Wasseranschluss ist die Arbeit für die Tierfreundinnen in dieser ehemaligen Schweinezucht-Anlage extrem erschwert. In 5-l-Kanistern wird das Wasser zum Tränken und zum Ausspülen der Schüsseln von der Rentnerin MARIA täglich herangeschleppt. Die Hunde liegen auf den Betonböden in den ehemaligen Mastboxen und der Urin muss verdunsten da auch der ursprünglich vorgesehene Abfluss nicht mehr an die Kanalisation angeschlossen ist.

Nichts wäre dringender als ein Wasser- und Strom-Anschluss – wofür wir gerne in Deutschland Spenden sammeln würden. Aber der Anschluss an die örtliche Versorgung erfordert die offizielle Genehmigung der Gemeinde. Diese können die MARIAs jedoch nicht beantragen, denn das leer stehende Gebäude wird seit 8 Jahren von ihnen inoffiziell genutzt, d.h., die Tierschützerinnen müssen sich unauffällig verhalten um nicht umgehend mit allen Schützlingen „auf der Straße zu stehen“.

BELLA auf dem blanken Beton

BELLA auf dem blanken Beton

 

BELLA im trockenen Plastikbett
BELLA im trockenen Plastikbett

 So konnten wir uns nach unserer Rückkehr nach Deutschland nur um Soforthilfe-maßnahmen kümmern; wir schickten 30 Plastik-Hunde- und Katzenbetten und 450 Floh- und Zeckenhalsbänder in die Auffanglager der MARIAs und auch in das von CANDELA, die zu dieser Zeit gerade 20 Hunde betreute. 

Außenansicht

Außenansicht

 

die einzelnen Mastboxen

die einzelnen Mastboxen

Weiterhin haben wir für befreundete Tierschützer in Spanien (Festland und Gran Canaria) und in Italien – soweit es uns möglich war – Rechnungen beglichen, um sie finanziell zu entlasten. Es handelt sich hier um Ausgaben bei Tierärzten für Operationen, Kastrationen, Medikamente, Impfschutz, und die Ausstellung von Dokumenten. Angefallen sind auch Futtermittel-, Reparatur- und Transport/Speditionsrechnungen.

Wir begleichen mit dem Geld, das Sie uns dankenswerter Weise anvertrauen, ausschließlich Rechnungen die uns vorliegen und die wir sorgfältig überprüft haben. So wissen wir, dass jeder Cent den gewünschten Zweck erfüllt.

Die italienischen Tierfreunde aus Bergamo bekommen von uns inzwischen regelmäßig ca. alle 6 Wochen knapp 700 Kilo Futter und Hilfsgüter die wir an einem jeweils von ihnen vorgeschlagenen Treffpunkt übergeben. 

Ich könnte ein Buch über geglückte und auch missglückte Rettungsversuche schreiben, exemplarisch stelle ich Ihnen zwei glückliche Schicksale vor:

Da ist zum einen BENNY. Er wurde als Welpe von einer spanischen Großfamilie angeschafft. Anfangs wurde übersehen, dass BENNY blind ist. Bis die Oma dieser Familie immer wieder über den kleinen Welpen stolperte und ein größeres Unheil drohte. Daraufhin brachten die Kinder in Begleitung der Enkelkinder (!) den ca. 8 Wochen alten BENNY zum Einschläfern zum Tierarzt. Dieser informierte uns sofort um sich der Übernahme durch die Tierschützer zu sichern, anderenfalls hätte der Tierarzt den sonst gesunden BENNY eingeschläfert, da er keine Unterbringungs-möglichkeit für Vermittlungstiere hat.

BENNY wohnt inzwischen mit drei anderen Hunden in einer Familie bei München und genießt nunmehr sein Leben. 

Und die Geschichte von LUISA. An einem Sonntag im August 2005 kam unsere Freundin Lotty, die seit vielen Jahren auf Gran Canaria lebt, mit dem Auto vom Flughafen. Der Weg vom Flughafen in das kleine Bergdorf in dem sie wohnt führt immer an der größten Tötungsstation der Insel vorbei. Und an diesem Sonntag sah sie dort einen großen beigen Hund, angebunden vor dem geschlossenen Tor stehen.

Lotty konnte nicht einfach wegsehen und das Tier seinem Schicksal überlassen. LUISA war sehr ungestüm und riss unsere Freundin bei dieser Rettungsaktion fast um. Über Nacht nahm Lotty die Hündin bei sich auf, nicht länger, da sie bereits mindestens 20 Hunde und Katzen bei sich versorgte. An dieser Stelle sei erwähnt, dass Lotty eine Mittsiebzigerin ist… 

BENNY

BENNY

 

 LUISA in der Perrera

LUISA in der Perrera

In vielen spanischen Tötungsstationen mieten Tierschützer in Ermangelung von Tierheimen einzelne Zwinger in diesen so genannten Perreras an, um dort gerettete Tiere unterzubringen – so auch auf Gran Canaria. LUISA kam also tags darauf in einen der Zwinger der Tierschützer. Dort saß sie bis November 2008! Die Labrador-Mischlingshündin hat nie etwas gelernt, ist vollkommen unerzogen (Marke „ungeschliffener Rohdiamant“) und passte somit bisher nicht ins Schema der deutschen Pflegestellen. Nach über drei Jahren ist nun endlich auch LUISAs Stunde gekommen und sie fliegt dieser Tage nach Deutschland. 

Um Ihnen auch weiterhin von Schicksalen berichten zu können die gut ausgehen, benötigen wir viele helfende und gebende Hände. Ob 10 oder 100 Euro, jede Spende hilft uns und den Tierschützern in Spanien und Italien weiterzukämpfen und weggeworfenen Hunden und Katzen eine Perspektive auf ein angstfreies, glückliches Leben zu bieten. 

München, November 2008

 

 

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